Gleich vorweg: Ich mag keine Sachbücher, lese nur selten welche, weil sie mich beraten wollen, und die Ratschläge aufdringlich und seitenlang zum Besten gegeben werden. Und nein, ich spreche nicht von Ratgebern, sondern von Sachbüchern zu sogenannten lebensrelevanten Themen. Nur bei Susann Sitzler mach ich eine Ausnahme, weil ich weiß, dass sie mich nicht beraten, […]
Alle Artikel der Kategorie ‘Rezensionen’
Neue Literatur aus Taiwan
„Kriegsrecht“: Ein wenig martialisch mutet der Titel dieser Anthologie an, doch sie trägt ihn wohlüberlegt: Dem Herausgeber Thilo Diefenbach ging es darum, Texte zu versammeln, die sich im weitesten Sinn mit dem Kriegsrecht in Taiwan beschäftigen. „Neue Literatur aus Taiwan“ trägt die Textsammlung im Untertitel und umfasst dreißig Texte, die zum Teil das erste Mal […]
Walle Sayer, der Wortkrumenfinder
Pathos und ein Loblied auf die Provinz ist Walle Sayer fremd. Er sucht nach Wortkrumen in seinem Dialekt wie ein Archivar und setzt sie behutsam ein, des Klanges wegen oder auch nur, wenn es kein anderes adäquates gibt. Das Hingetuschte wirkt bei ihm Sayer keineswegs leicht, jedes Wort ist wohl gesetzt. Und mit wenigen Worten […]
Gewaltige Zärtlichkeit
Wenn Liebe und Gewalt zu dicht beieinander sind, wie in Aufzeichnungen eines Krokodils der taiwanischen Kult-Autorin Qiu Miaojin, werden Menschen im Karussell der Leidenschaften heftig herumgewirbelt. Lazi, die Protagonistin in diesem Roman und lebenshungrige Studentin, will ausbrechen aus allem, was sie einengt und anödet, alle Brücken hinter sich abbrechen, Brücken zu Familien, Freunden, Geliebten. Dann […]
Nur die Vögel behalten die Welt im Blick
Die kanadische Autorin Jessica Lee schreibt ein genaues Taiwan-Porträt: Naturbetrachtungen durchdringen persönliche Reflexionen, die eigene Familiengeschichte wird zur Geschichte der komplexen Inselrepublik.
Suchen statt erklären
Wie soll ich davon erzählen, fragt sich Lea Schneider – Autorin und Übersetzerin chinesischer Lyrik – beim Sammeln all ihrer Gedanken, Erlebnisse, Eindrücke, beim Schreiben über China, wie kann man über China schreiben, wenn nicht suchend, wie kann ich also darüber schreiben, was und wie Lea Schneider über China schreibt?Sie erzählt in einer Mischform aus […]
Kungfu in Worte fassen – das kann nur Jin Yong. Und nun die Übersetzerin Karin Betz.
Die äußerliche Kraft ist nichts ohne die innere – das ist eine der Kernaussagen des Romans „Die Legende der Adlerkrieger“ von Jin Yong, dem Meister des Kungfu-Romans.
Unbekanntes Singapur
Viel Stoff hat sich Jeremy Tiang mit seinem Singapur-Roman Das Gewicht der Zeit vorgenommen. Die zumindest mir unbekannte Geschichte des heutigen Stadtstaates über die Kommunistenverfolgungen in den 50er-Jahren erzählt er aus der Perspektive von sechs Personen. Eine Frau lässt ihren Mann mit zwei kleinen Kindern zurück: „War sie voller Angst oder gelassen, als sie aufblickte […]
Ein modernes vietnamesisches Märchen vom Prenzlauer Berg
Gastbeitrag von Anne Webert Was Wassermarionetten, Kegelhüte und Affenbrücken mit Berlin und der ehemaligen DDR zu tun haben? Im Debüt von Karin Kalisa kommen sie unerwartet zusammen und verhelfen dem Prenzlauer Berg zu vietnamesischen Momenten. Die Autorin verknüpft lauter kleine Geschichten zu einem farben-formen-frohem Ganzen. Es ist ein wenig wie im Straßencafé zu sitzen […]
Das Problem mit Heldinnen
Die Ambivalenz eines Heldinnenlebens in wenigen Worten und mit einer stupenden Präzision zu verdichten, um damit gleichsam die Widersprüche dieses Jahrhunderts auf den Punkt zu bringen – das ist Anne Weber in ihrem „Heldinnenepos“ auf beeindruckende Weise gelungen. Denn sie wählte die freie Versform, um den Fluss dieses mühevollen Lebens aufzuzeichnen. Meine Notizen zum Leben […]