Alle Artikel mit dem Schlagwort ‘Rezension

Lichtblau

Blau, lichtblau, nachtblau vielleicht

Gibt es im deutschsprachigen Raum einen Roman über die Gezi-Proteste in Istanbul, einen, der so hineinkriecht in die gesellschaftlichen Verästelungen der Nach-Gezi-Zeit? Wer, wenn nicht die Türkisch-Übersetzerin Sabine Adatepe könnte darüber so anschaulich schreiben? Zwar war sie nicht selbst dabei, gab aber eine Gezi-Anthologie heraus. Wie es nun zum Roman Lichtblau #Mavi kam, erzählt sie […]

Himmel und Meer

Zwischen Himmel und Meer

Eine Lektürenotiz Einen Eindruck von der Bandbreite mündlicher und schriftlicher Literatur Taiwans will diese knapp 550 Seiten schwere Anthologie vermitteln – und Thilo Diefenbach, der Herausgeber, hat, so scheint es, dafür alles aufgenommen, was er zwischen Himmel und Meer gefunden hat, nämlich sage und schreibe 101 Werke: 63 Gedichte, 15 Erzählungen, 13 Essays, 9 Legenden […]

Sehnsucht nach Leben …

… nach dem Tod, eine Gier bis zum Ende. So schreibt Christine Lavant, schreibt, wie sie gelebt hat, widerständig bis zum Schluss. Da mag das Leben noch so garstig mit ihr sein, sie trotzt der Forderung nach Unterwerfung und Demut ebenso wie dem Kleingeist der Gesellschaft. Nun liegt ein neuer Band mit ihren Gedichten vor, […]

Steffen

Schreibstrom hinter Gittern

Das Lebensthema des Lyrikers Ernst S. Steffen war Ankommen – wen wundert’s, wenn einer ein halbes Leben hinter Gittern verbrachte? Im Gefängnis war er zu feinsten Beobachtungen und Regungen fähig, stets begleitet und angetrieben vom Gefühl, zwischen Stuhl und Bank gefallen sein: „Ich vermute, ich bin nur provisorisch gemeint“, schrieb er in einem Gedicht, „irgendwann […]

Klause der Illusionen

In die Hügel, dem Wasser lauschen

„Mein Leben fühlt sich leicht an“, schreibt der japanische Haiku-Dichter Matsuo Bashô (1644–1694); es braucht wenig mehr als eine spartanische Hütte, so der Laienmönch Kamo no Chômei (1153–1216). Und Bai Juyi (772–846), einer der bedeutendsten Dichter der chinesischen Tang-Zeit, betrachtet die Felsen und Wolken wie ein Wunder ohne Ende. Ihnen gemeinsam ist der Rückzug aus […]

Singapur: wie geht ein zweckfreies Leben?

Eine Lektürenotiz: Der Literaturlehrer Sukhin stolpert nicht nur ziemlich zweckfrei und sinnentleert durch sein Leben, sondern eines Tages über einen Haufen Karton. Als eine Gestalt auf ihn zukommt, erschrickt er. Die Obdachlose ist Jinn, seine Freundin, die vor Jahren spurlos verschwand. So beginnt dieser Roman aus Singapur und durchschreitet mit seltenem Humor gesellschaftliche Barrieren. Nachdem […]

Ciao amore ciao

Liebe, Migration und Backlist

Wie gehören diese drei Begriffe zusammen? Ein Interview mit Franco Supino Ein wenig sind mir die Hips und Hypes, Trends und Lifestyle-Literatur, die Buchpreise und Festivalprogramme mit stets denselben Namen und Titeln aufgrund der erregten Berichterstattung verleidet worden – und so greife ich in jüngster Zeit immer öfter zu Titeln, die abseits des Mainstreams ihr […]

Yao Jui-Chung

Von Gold und Schatten

Die erste umfassende Darstellung des taiwanischen Künstlers Yao Jui-Chung Als ich das erste Mail den Innenhof des C-Lab betrat, ein angesagtes Kulturzentrum in Taipei, musste ich lachen: olivgrüne, aufblasbare Panzer standen vor einem Mann, da mokierte sich einer offensichtlich über die aufgeblasene Machtdemonstration auf dem Platz des Himmlischen Friedens am 4. Juni 1989 oder überhaupt […]

Taiwankatze

Taiwan – Eine Grenzüberschreitung mit Katze

Gastbeitrag von Margrit Manz Von 1989-94 hatte die Sinologin, Übersetzerin und Schriftstellerin Susanne Hornfeck eine Stelle in der Fremdsprachenabteilung der National Taiwan University angetreten. Den Anfang in Taipei beschreibt sie als harte Erfahrung. „Ich bin aus der Zeit gefallen. Überall fühle ich mich einen Kopf zu groß, bin sofort als Ausländerin erkennbar. Eine feuchte Hitze […]

Lawine

Lawinengeröll

Lektürenotiz zu einem Bergroman. In Robert Prossers jüngstem Roman wird viel zugeschüttet, entgleitet, driftet ab. Die Kusine des Protagonisten Xaver und deren Freund werden von einer Lawine erfasst, sie wird gefunden, nach ihm wird noch immer gesucht. Zähes Misstrauen legt sich über das Dorf: Wer ist schuld? Aus Xavers Familie kann ja nichts Gutes kommen, […]