Die erste Biografie dieses bedeutenden chinesischen Lyrikers liegt nun vor.
Noch heute müssen seine von tiefer Sehnsucht nach einer vollkommenen Welt geprägten Verse Schulkinder auswendig lernen, werden bei Festen seine Gedichte als Trinksprüche aufgesagt; Li Bai (701-762) ist wegen der Bild- und Sinnhaftigkeit seiner Gedichte der wohl bekannteste Lyriker Chinas. Nach ihm sind Schnäpse und Weine benannt, Kneipen und Hotels tragen seinen Namen: Li Bai ist zu einer Marke geworden. Im Westen wurde man aufgrund der Nachdichtungen von Ezra Pound auf ihn aufmerksam, der sich von Li Bai zu seinem Gedicht „Die Frau des Flusshändlers“ inspirieren ließ. Im deutschsprachigen Raum dichtete Hans Bethge altchinesische Lyrik nach, und auf eine seiner Li-Bai-Übertragungen bezog sich wiederum Gustav Mahler bei der Komposition „Lied von der Erde“.
Li Bai führte ein Leben zwischen politischem Ehrgeiz und der Sehnsucht nach Rückzug aus der Gesellschaft – und weil dies bis zuletzt misslang, klagte er darüber in seinen Texten und ertränkte seinen Kummer in Schnaps. Entstanden sind so Tausende Gedichte. Über das Leben dieses unsteten Geistes schrieb nun der Autor Ha Jin eine Biografie.
Erschienen ist eine Rezension in der NZZ, das Buch selbst wurde bei Matthes&Seitz veröffentlicht.
Ha Jin: Der verbannte Unsterbliche. Das Leben des Tang-Dichters Li Bai. Aus dem amerikanischen Englisch von Susanne Hornfeck. Matthes & Seitz Verlag, 2023, 303 Seiten.