Sperrig

Jeder hat es schon gelesen, aber kaum jemand kennt es, deshalb fahren wir hin, nur schon des Namens wegen: Auzelg. Klingt spelzig und unbequem. Von Betonwänden grüßen gesprayte Tauben. Die „Gartenstadt“, in den 1940ern geplant, wird stufenweise geräumt, weil die Wände dünn und deshalb den Wintern nicht mehr länger standhalten können. Die Häuser mit weitem grünem Umschwung wurden einst kinderreichen Familien zur Verfügung gestellt, „Negerdörfli“ hieß es deshalb abschätzig, bis 1981 eine Autobahn das Quartier vom Rest der Stadt trennte.

An einem hellen Sommertag sitzen wir beim Tee in so einem Garten, im Haus wohnt eine WG, jedes Zimmer ist belegt, nebenan wohnt eine Familie, weiter vorn ein vierschrötiger Mann. Alle Häuser sind gleich und doch anders, je nach Bewohner. Manche schützen sich mit einem Drahtzaun, manche geben den Blick frei auf eine Wiese, darin eine Hollywood-Schaukel.

Von der Endhaltestelle gehen wir ein paar Schritte hinein in eine andere Welt. „Miami“ steht über der geschlossenen Tür, der Quartierladen rentiert nicht mehr. In den Straßen und angrenzenden Büschen sammeln Kinder Abfall und türmen ihn im Schulhof stolz übereinander. Die Ponyranch heißt Rita Bär. Der Brüelbach ist so schmal, dass er leicht übersehen wird. Wir essen in einer Eckkneipe Chicken Nuggets, über uns dröhnen Flugzeuge, rauscht die Autobahn.