… ist eine Wand, ist keine Wand, denn sie ist voller Furchen, Kanten, Löcher, bleckenden, leckenden Wasserzungen, weiter unten und auf halber Höhe Geröll, wo vor mehr als 200 Jahren der Berg herunterkam, so hat es Ramuz beschrieben in seinem Roman Derborance, es muss hier gewesen sein, als der Berg einen Gesteinswulst vor sich herschob, die Felsen krachten und flogen, im Tal war es diesig vom steinernen, Nebel, der hinunterwarberte und weiter unten zwischen den Hängen feststeckte, sich einfraß – oder war es auf der anderen Seite, dort, wo es scheint, als sei der Berg abgebrochen, als hätte er die davorliegende Hügelkette durchbrochen, wo heute ein schmales Tal, wo heute Quader aufragen wie Türme, zu beiden Seiten, als wachten sie – worüber? -, als gäben sie Acht, dass nicht noch einmal. Doch ausrichten könnten sie nichts, da der Berg wie eine Wand, oder eben fast, senkrecht aufragt in den scharfklaren Himmel. Ein Streifen Schnee von drüben leckt herüber, vom Gletscher auf der anderen Seite, über allem hängen schwere Wolken, bringen morgen einen beigen Tag, sagt der Wetterdienst. Menschen nur wenige, aber übernächste Woche, wenn gejagt wird, während der Jagdsaison, ist der Parkplatz, das Haus voll, sagt die portugiesische Angstellte, dann nichts mehr, im Winter sowieso und bei Regen sind die Straßen ohnehin gesperrt, dann rutscht die Erde, fließt das Wasser, auch auch unterm Berg. Knappe 7000 Kilometer lang, über Wasserturbinen und Tunnel hinunter ins Tal getrieben, damit unten der Strom … Bald aber nichts mehr. Denn das Gras knistert vor Trockenheit. Und der Berg? Wartet ab.
Wer mehr lesen möchte, dem sei der Roman Derborence von C.F. Ramuz empfohlen, erschienen im Limmatverlag.