Anthologien wird man mit Rezensionen selten gerecht, wie auch? Soll man die einzelnen Geschichten nacherzählen? Gemeinsamkeiten herauskitzeln? Die Storys in „Ministerium für öffentliche Erregung“ von Amanda Lee Koe sträuben sich gegen jegliche Zuordnung. Skurril, widerborstig, gegen den Strich jeglicher Vorhersehbarkeit sind sie allesamt gebürstet, und jede für sich lässt ungläubiges Staunen zurück. Wegen der Gewalt […]
Alle Artikel der Kategorie ‘Rezensionen’
Jung und …
Tee mit Karamell- oder Vanillegeschmack, Sessel mit braunen Cordbezügen, Clearasil Gesichtswasser … Solche Marker durchziehen den neuesten Roman von Kirstin Breitenfellner. Bringen Dinge an die Oberfläche, die man vergessen hat. Die Handlung ist in wenigen Worten erzählt: Jugend in einer Kleinstadt, erste Zungenküsse, Flaschendrehen in Kellern, Verrat von Jugendfreundschaften. Die politischen Geschehnisse in dieser Zeit […]
Staunen und Reisen
Wenn einer eine Reise tut, könnte er was erzählen … wenn er es denn könnte. Oft genug lege ich Reiseberichte gelangweilt weg, weil sie nichts Neues zu berichten wissen oder eben Altbekanntes nicht gut erzählen. Nicht so bei John Dos Passos, und ich frage mich, warum bei ihm die Stereotypen, die über den Orient im […]
Wenn Altes aktuell wird …
… oder so ähnlich könnte der Titel meiner Wiederentdeckung von Niklaus Meienbergs Reportagen lauten. Zwar sind Band 1 und Band 2 bereits 2000 im Limmat-Verlag erschienen, zwar liegt der Bosnien-Krieg (1993-1995) schon eine Weile zurück. Aber wenn man diesen offenen Brief an den Chefredakteur der Zeitschrift „Oslobodjenje“ und seine Redaktion liest, ist man verdutzt. So […]
Lustvoll argumentieren wider die Kriegstreiberei
Umberto Eco stellte einst in vier Streitschriften ganz grundsätzliche Fragen nach Haltung, Zivilcourage und der Unsinnigkeit, einen sinnvollen Krieg führen zu wollen. Und auf manche seiner Fragen weiß er Antworten, die auch heute noch einiges erhellen können. Wie beispielsweise jene nach sogenannten humanitären Interventionen. Sosehr man die Rechte, den Wunsch nach Selbstbestimmung und die […]
Ellbogenwut
Hazal wird achtzehn und will es deshalb so richtig knallen lassen. Vorgeglüht und aufgestylt zieht sie mit zwei Freundinnen durch die Berliner Nacht. Doch als ein Türsteher die drei Mädchen nicht in den angesagtesten Club der Stadt lässt, kriecht Wut in ihnen hoch, die sich aufstaut … staut … staut – bis sie sich an […]
Gegen die Empörung …
… durch kurze lärmige Texte. Lärmend ist dieses Endlos-Haiku von Franz Dodel wahrlich nicht, das sich auf 602 Seiten dahinschreibt und noch lange nicht zu Ende geschrieben ist, ein „Geflecht das freundlich bleibt“, sich ins Ungefähre träumt, nur um Zeilen, Seiten später sich im Gespinst des Alltags zu verfangen. Hart ist der Aufprall, doch man […]
Bankrotterklärung
Weil Gila Lustiger verstehen wollte, wie es zu den Attentaten am 13. November 2015 in Paris kommen konnte, versucht sie zu verstehen, warum zehn Jahre zuvor in den Pariser Banlieus und im Norden Frankreichs mehrheitlich Jugendliche „mit Migrationshintergrund“ alles zerstörten, was um sie war. Und sie stellt Fragen, die immer wieder ins Leere laufen. Wie […]
Die Korrekturleserin
Wie viele Künstler oder kreativ Tätige gehören zum Prekariat? Und wie sieht das im Verlagswesen aus, bei den Grafikern, Lektoren, Korrektorinnen? Wenn Selbstausbeutung nicht mehr funktioniert, weil eine Familie zu ernähren ist? In ihrem ersten gemeinsamen Comic erzählen Theres Rütschi und Alice C. von irrlichternen Hoffnungen einer Korrekturleserin. Limitierte Auflage (23. Ex., Leporello, 4 Seiten, […]
Verliebt in Shanghai
Hat die Sinologin und Autorin Susanne Hornfeck in ihren Jugendromanen Ina aus China und Torte mit Stäbchen ihre Protagonistinnen aus politischen Gründen einmal quer über den Kontinent geschickt, so reist dieses Mal die widerborstige Teenagerin Mulan nach Shanghai, weil sie die Chinesisch-Kurse in ihrer Heimatstadt München nicht besuchen will. Kurzerhand beschließt der Vater, dass sie […]