Beobachtungen in Kyrgyzstan
An der Wäscheleine zwei Staubmasken, zwei Unterhemden, eine Unterhose
überm Fluss zwei Brücken aus Brettern, eine hinfälliger als die andere, und mitten im Dorf liegt ein Findling.
Die Hälfte aller Häuser steht leer, manchmal ist es auch nur die eine Hälfte eines Hauses, da sind die Fenster zugenagelt
bei der anderen Haushälfte hängen Vorhänge vor den Fenstern
ein Auto steht vor der Tür, eine Satellitenschüssel im Garten
ein Mann streicht die Hauswand hellblau.
Auf der Anhöhe ein Friedhof
viele starben jung
zwei Männer, vielleicht Vater und Sohn,
starben am selben Tag.
Manchmal kommen zwei, drei Pferde die Dorfstraße entlang
manchmal bellt ein Hund hinter einem Bretterzaun
oder in einem von Unkraut überwucherten Garten
in einem Hof picken Hühner im Staubboden
der Hahn kräht dünn, keiner dreht sich nach ihm um.
Jirgalan, der Name wie Schmirgelpapier auf Zunge.
Über der stillgelegten Kohlemine fliegen Tauben auf
Förderwagen liegen umgekippt auf gekrümmten Schienen
riesige Masten, einst Ventilatoren, kauern umgeknickt am Boden
überall Schächte, der ganze Berg ist unterhöhlt.
Versehrte Landschaft, darüber weite Weiden,
dahinter leuchten am Abend die Gipfel.
Jirgalan iegt ca. 1 Stunde nord-östlich von Karakol und gehört zu den 10 Top Destinations Kyrgyzstans, noch ist die Zahl der Touristen überschaubar. Jirgalan bietet sich als Ausgangspunkt für diverse Treks an, die Ausrüstung wie Zelt, Schlafsack etc. kann man vor Ort im Jirgalan Destination Office ausleihen. Nach der Schließung des Kohlebergwerks im Jahr 1991 zogen viele Dorfbewohner hinunter an die Ufer des Issik Kul, erzählt die Gastgeberin Bermet vom Gästehaus Baitor. Erst vor zehn Jahren stoppte die Abwanderung mit dem Bau des ersten Guesthouses, von ca. 2016 bis 2018 investierte USAid in den Ausbau der touristischen Infrastruktur. Bermet selbst ist aufgewachsen unten am See, vor 22 Jahren kam sie hierher, doch noch heute vermisst sie die frischen Früchte wie Pfirsiche, Melonen, Aprikosen. Die Tochter Nurela kümmert sich vorn am Dorfeingang um den eigenen Dorfladen – einen von dreien -, der 17-jährige Sohn Erjigit führt Touristen mit dem Pferd aus.