„Ich bin eine langjährige Vertraute des Regens und des Schnees“ – so beginnt die namenlose Erzählerin, Witwe des letzten Häuptlings ihres ewenkischen Stammes, die Geschichte ihres Lebens und gleichsam ihres Volkes zu erzählen. Die Ewenken, Jäger und Rentierzüchter, einst aus Sibirien vom linken Ufer des Amur vor russischen Übergriffen auf die rechte Seite des Flusses […]
Alle Artikel der Kategorie ‘Rezensionen’
Tibet: Wahrheit und Fiktion
Eine Lektürenotiz Eine Expedition macht sich auf, im tibetischen Hochland den Yeti zu finden. Besuch in einem Lepradorf. Chinesische Abenteurer, die das Fremde und Exotische im eigenen Land suchen. Postmoderne und Künstlermilieu in Lhasa in den 80er Jahren: Das ist der Stoff, aus dem die Erzählungen in Drei Arten, Papierdrachen zu falten von Ma Yuan […]
Die Keime einer Religion der Poesie
Gastbeitrag von Yu-Sheng Tsou »Die Liebe ist das Numinose des Herzens«, predigt er. Zumal jetzt,wo der Frühling da ist.aus: Yang Mu Frühlinglied Wu Shih-hungs 吳識鴻 Graphic Novel OKEN: Geburt eines Dichters adaptiert Yang Mus autobiographische Essaysammlung Sturm in den Bergen, Regen über dem Meer, die später in Frühe Schriften aus dem Berg Qilai aufgenommen wurde. […]
Finster sind die Zeiten
Afghanische und Schweizer Texte über Flucht und Asyl. Da will eine nicht mehr länger zusehen, da schreckt eine weder bürokratische Hürden noch die Not der Afghaninnen und Afghanen, aus der kein Entkommen scheint. Die Rede ist von Sabine Haupt, die hochgefährdeten afghanischen Intellektuellen (Schriftstellerinnen, Journalisten, Universitätsdozentinnen, Menschen- und Frauenrechtsaktivisten, Juristinnen) mit ihrem beherzten Engagement ermöglicht […]
Nicht mit allem …
… einverstanden? Sonst gäbe es womöglich den neuen Gedichtband von Nathalie Schmid nicht? Ein Interview. Was passiert, wenn ich ein Gedicht lese? Wie wirft es einen Köder aus, fängt mich ein? Erklären kann ich es nicht genau, aber wenn die Zeilen etwas auslösen, das mag ein kurzes Stolpern beim Lesen sein, ein Blitz, ein Feuer […]
Traumseelen und Geheimagenten
Literarische Geschichtsbewältigung à la Taiwan. Ein Gastbeitrag von Peggy Kames. Stell dir vor, du sitzt am Computer und kannst mit einem Klick Taiwan aus höchster Not retten, wie schon einmal, du musst nur den richtigen Befehl wiederholen. Was wäre wenn? Das ist die literarische Versuchsanordnung in der Erzählung „Virtuelles Taiwan“ von Ping Lu, die 1997 […]
Glück …
… in der Abwesenheit von Glück in Malaysia. Eine Rezension. Über die Vergangenheit schweigen die Vorfahren des malaysischen Autors Tash Aw, deshalb macht er sich auf die Suche, fügt Steinchen um Steinchen aneinander – nur um festzustellen, dass alles ganz anders ist, als er sich es vorgestellt hat? Es ist einfacher, sich am Luxus zu […]
Die einzige Spur: der Duft eines Parfüms
Ein Gastbeitrag von Monika Li über den Kriminalroman Das Parfüm des Todes der taiwanischen Autorin Katniss Hsiao Die Tatortreinigerin Yang Ning kann aufgrund eines Traumas nur riechen, wenn sie sich am Geruch des Todes berauscht. Bis sie eines Tages den Auftrag erhält, eine Wohnung zu reinigen, in der jemand umgebracht wurde. Plötzlich wird sie zur […]
Nachbild
Lektürenotiz zu Anchises in Alaska. Ein Vaterbuch in Versen. Außergewöhnlich, wie Florian Bissigs versucht, das zerfledderte Leben – das sich auch typografisch in aufgelösten Zeilen mit Leerstellen spiegelt – eines Mannes, eines Vaters, zusammenzusetzen, damit sich zumindest ein Bild nach dessen Tod ergibt, wenn schon zu Lebzeiten ein solches verweigert wurde. Denn die „Kunst abwesender […]
Wenn die Sonne nicht mehr scheint
Es war während der Hundstage, am sechsten Tag des sechsten Monats. Es war so heiß, dass Menschen starben und der Bestattungladen im Dorf alle seine Totengewänder verkaufte, alle Trauerkränze, das ganze Flittergold. Denn die Menschen hatten wieder einmal den ganzen Tag lang gackert, sie arbeiteten wie blöd, um dem Unwetter zuvorzukommen, das die Arbeit eines […]