Jahrhundertsommer

Eine Frau zwischen sozialer Ächtung und dem Streben nach Selbstbestimmung.

Murrheim, 60er-Jahre: Als Magdas Mann sie wegen einer jüngeren Frau verlässt, bricht für sie eine Welt zusammen. Denn in ihrem Dorf ist sie nun die einzige geschiedene Frau, wird geächtet, gemieden, gerät in existenzielle Nöte. Fest entschlossen, nicht so leicht aufzugeben, nimmt sie jeden Job an. Bis sie mit einem amerikanischen Soldaten einen unvergesslichen Sommer verbringt – an dessen Ende Magda schwanger und der Soldat verschwunden ist.

Magda bringt Ellen zur Welt, während das Verhältnis zur älteren Tochter Ursula – mittlerweile selbst Mutter – immer schwieriger wird. Beide leben im selben Dorf, gehen sich aber aus dem Weg. Ellen schlägt sich wacker, hat früh schon eigene Pläne und versucht in Paris, die Murrheimer Vergangenheit abzuschütteln. Währenddessen rappelt sich Magda immer wieder auf, selbst wenn ihr das Leben ein Schnippchen nach dem anderen schlägt. Als sie endlich ihren Traumjob findet, löst sich dieser Traum über Nacht in Rauch auf. Unbeugsam ist ihr Wille, sich nicht unterkriegen zu lassen, auch nicht von der Kralle „Altersarmut“ – nur schon, „um es denen da oben zu zeigen“. Darin sind auch alle anderen einig, wenngleich die ganze Familie zunehmend in einen Abwärtsstrudel gerät. Schließlich hat Enkel Viktor eine glorreiche Geschäftsidee, um seine Familie aus den prekären Verhältnissen zu befreien. Endlich scheint Magda das Glück zum Greifen nah.

Vor dem Hintergrund eines halben Jahrhunderts deutscher Geschichte bis hinein in die Gegenwart wird die Geschichte einer Familie erzählt, die oft knapp am Abgrund vorbeischrammt. Die Hintergründe für das Scheitern werden mit dokumentarischer Nüchternheit scharfkantig erzählt. An den Bruchkanten der Scherben entlang entwickelt sich unerbittlich dieses Familiendrama. Gleichzeitig drängt sich die Frage nach Schicksal und Eigenverantwortung auf. Hatte Magda zum Beispiel je eine Wahl? Gesellschaftliche Umstände können so manchen Menschen brechen, ihn an den Rand, in den Schatten drängen, wo die Regeln des Systems fragil sind und ihre Gültigkeit verlieren. Oder sind das lediglich billige Ausflüchte? Ungeachtet dessen gelingt es den Menschen in diesem Roman, sich von den schwierigen Umständen nicht unterkriegen zu lassen und bauernschlau am eigenen Schopf aus der Misere zu ziehen.

Stimmen

„Alice Grünfelder zeichnet das Milieu ihrer Figuren mit präzisem, unverwandtem Blick, mit Sinn fürs sprechende Detail und gelungenen Dialogen. Sie kann packend und schnörkellos erzählen.“
Manfred Papst, Literaturkritiker

„Gerade lese ich mit Begeisterung deinen Roman. Ein ganz eigener Sound. Spröd charmant, lakonisch, ungeschönt. Die Figuren lassen mich nicht mehr los.“
Caroline Grafe, Litquartier
Mit Caroline Grafe unterhielt ich mich auf Instagram über den Roman.

„Jahrhundertsommer“: Ein Dorfroman, ein Anti-Heimat-Roman, vor allem aber auch ein Gesellschaftsroman, der durch die Verknüpfung der verschiedenen Ebenen auch verschiedene gesellschaftliche Themen anspricht, ohne überfrachtet zu wirken: Alleine Magda führt uns vor Augen, was Armut, gerade auch Altersarmut bedeutet – und dass sie, sowohl in der Literatur als auch im „echten Leben“ nicht wegzuleugnen ist. Magda, das ist für mich eine der Frauenfiguren dieses Literaturjahres.“
Birgit Böllinger, Literaturvermittlerin


„Deine Sprache ist in diesem Buch ganz eigen, sehr stimmig, sehr mündlich – die Erzählsprache immer auch Figurensprache – das gefällt mir und hat trotz schwerem Inhalt ein grosses Komikpotenzial.“
Eva Roth, Autorin

„Es ist eine große Qualität des Romans, dass am Ende noch mal alles eine ganz andere Wendung nimmt, man zunächst überrascht ist, und dieser Schluss trotz allem irgendwie versöhnt. Viktor und die anderen haben ja großen Erfolg, schaffen gemeinsam etwas … Ich freue mich jedenfalls sehr auf das Buch, das mich auf eine ganz besondere Weise berührt hat .“
Esther Böminghaus, Lektorin

Playlist

Playlist zum Roman auf spotify
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Hörbuch: https://www.audible.de/author/Alice-Gruenfelder/B001K1CBO6

Jahrhundertsommer – von Alice Grünfelder
dtv Verlag
Erscheinungsdatum: 18.05.2023
1. Auflage, 320 Seiten, 22 Euro
ISBN: 978-3-423-28345-8

Blick ins Buch bei www.dtv.de/buch/jahrhundertsommer-28345

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