Yves Raeber über seine Übersetzung des Langpoems Schieflage von Thierry Raboud
Als Yves Raeber beim Übersetzerstammtisch in Zürich von seinem aktuellen Projekt erzählte, dass sich da einer hat einschließen lassen in ein Museum und in wildem Furor in sieben Tagen und Nächten sich alles vom Leib tippte, was ihn quälte – und das auf ein einziges Blatt Papier, einen Bogen vielmehr, eingespannt in eine Schreibmaschine -, wurde ich hellhörig. Wie sollte das gelingen, diesen Furor zu übertragen? Yves war skeptisch, wir wünschten ihm alles Gute, glaube ich, gutes Gelingen vor allem. Immer mal wieder fragte ich ihn, wie es gehe, ob es gehe, er meinte, ja, er käme voran, dann wieder nicht, eher zwei Schritte vor und einer zurück oder noch mehr?

Als nun endlich die Übersetzung vorlag, grub ich mich ein in diesen Text, der sich um die Welt kümmert, um deren Niedergang, um den Menschen und wie er aus diesem selbst angerührten Schlammassel wieder herausfindet, wenn überhaupt.
Und hatte Fragen. Wie Yves Raeber das sprachlich so hinbekommen hat, dass man gar nicht aufhören möchte mit dem Lesen. Dass einem der Verlegerwitz wieder einfällt: „Das Buch ist gut, oder?“ – „Die Übersetzung, hast du die gelesen? Die ist noch besser!“ Hab meine Fragen in eine Mail gepackt und Yves geschrieben, ob er Lust hat auf ein paar Antworten. Dazu hat er zwar Ja gesagt – herausgekommen ist allerdings ein ebenso furioser Text, eine Art Selbstreflexion. Hat er sich frei geschrieben von der ganzen Übersetzerqual? Womöglich …
Nachzulesen ist der Text nun auf literaturblatt.ch, und Daniel Graf ist in der Republik eine Rezension und ein Übersetzungsvergleich gelungen.
Thierry Raboud: Schieflage. Aus dem Französischen von Yves Raeber. Verlag die Brotsuppe, 72 Seiten, 2025