Als ich diese Sukajan das erste Mal sah, rettete mich nur die Kleidergröße davor zuzuschlagen, denn die Jacke war eindeutig zwei Nummern zu groß. Immer wieder schlich ich in den Laden, probierte die Jacke an, doch selbst die verkaufsbegierige Verkäuferin schüttelte missbilligend den Kopf. Wars beim dritten Mal, als ich mich endlich traute zu fragen, ob es denn nirgendwo sonst in der Stadt diese Jacke ein bisschen kleiner gäbe?
Natürlich, sie würde sofort herumtelefonieren, tats und fand sie.
Ich also eine Stunde später im Besitz dieser japanischen Bomberjacke mit Tiger und Kranich bestickt. Und noch später sollte ich in einer Ausstellung im HKW dieselbe Art von Jacken an ein paar Kleiderbügeln sehen. Hatte ich gänzlich ahnungslos ein Kunstwerk erworben? Oder schwante mir da schon etwas, hatte ich deshalb die Jacke mutlos ein Jahr lang ungetragen im Kleiderschrank versenkt?
Diese Sukajans also waren lt. Ausstellungsbroschüre während des Koreakriegs (1950-53) unter den amerikanischen Soldaten, die damals in Japan stationiert waren, ein begehrtes Souvenir – der Hit schlechthin. Und später bestickte die Yakuza-Mafia diese Jacke mit ihren eigenen Symbolen. Was taten die Jacken aber hier in einer Ausstellung in Berlin, was bittesehr wollte der Künstler Yuichiro Tamura uns damit zeigen? Wie lange die USA nicht nur militärisch, sondern auch kulturell die Macht über Ostasien besaßen, selbst in Fragen der Mode und des Hip-Seins?
So finden sich auf amerikanischen Bomberjacken eben asiatische Motive wie Tiger, Drachen, die schwarz-weiße Yin-Yang-Scheibe. Eine faszinierende Stilkombination: Krieg in Korea & Dauerpräsenz der amerikanischen Streitkräfte in Japan & Codes der Yakuza. Ein schillerndes Kleidungsstück allemal.