Taiwan. Insel der Vielfalt.

Geister und Kirchen …

… wie passt das zusammen? Eine Lektürenotiz

Bücher über Taiwan sind noch immer rar, selten nur anzutreffen in Buchhandlungen, noch seltener besprochen in Feuilletons. Dabei gäbe es noch viele Lücken zu schließen. Warum zum Beispiel sind weite Teile der indigenen Bevölkerung Taiwans zum Christentum konvertiert, warum findet man gerade in Wäldern und Bergen, in abgelegenen Dörfern kleine Kirchen und große Jesusstatuen? Und warum waren es ausgerechnet presbyterianische Missionare, die den Einheimischen Praktiken des zivilen Ungehorsams vermittelten und sie darin bestärkten, für ihre Rechte zu kämpfen?

Die Korrespondentin Carina Rother beantwortet mit ihrem Buch Taiwan. Insel der Vielfalt diese Fragen. Im zweiten Teil „Götter, Geister, Gegenwelten“ erklärt sie leichthändig, warum es in Taipei nicht nur an Feiertagen allerorten qualmt, Erd- und anderen Göttern auf kleinen Klapptischen Opfer dargeboten werden und selbst der Supermarkt 7-Eleven seine Verkäuferin ein halbstündiges Opferritual durchführen zu lassen – während ihrer Arbeitszeit wohlgemerkt. Und im dritten Teil beleuchtet die Autorin das Verhältnis eben der Indigenen zur christlichen Kirche.

Nachvollziehbar beschreibt Carina Rother den Polytheismus der Inselbewohner. Das Nebeneinander, das streng Gläubigen wie ein Durcheinander erscheinen mag, ist aber das Kennzeichen schlechthin für den Umgang mit Dogmen, für den Pragmatismus nicht nur in Glaubensangelegenheiten der Inselbewohner.

Ein Buch also, das gut als Zweitlektüre taugt für jene, die nach einem ersten Blick auf Geschichte und Land der Insel ihre Kenntnisse vertiefen möchten.

Carina Rother: Taiwan. Insel der Vielfalt. Missionshilfe Verlag, 182 Seiten

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