Comicwelten

Für mich war es das erste Mal. Mehr als 1000 Einsendungen sichten an nur einem Tag. Mir grauste vor der Fülle, vor möglichen Wiederholungen, davor, den einzig, wirklich guten Comic vor lauter Comics nicht zu sehen. Am meisten überrascht haben mich die Einsendungen der Kinder – weil sich da die Fantasie noch am ehesten unverbraucht und unbeeinflusst auslebt?

Sébastian Friedberg (*2000, FR)

«Welten» – ein weites Feld, entsprechend viele Einreichungen gab es beim diesjährigen Fumetto-Comic-Wettbewerb, der nun schon zum 26. Mal ausgeschrieben wurde. Welten und ihre Bilder waren gefragt, Welten, in denen wir leben, aus denen wir uns manchmal fortwünschen und Wunschwelten.

In der «Kinder-Kategorie» (bis 12 Jahre) erstaunte die Vielfalt sowie die Komplexität so mancher Geschichte und die Antwort auf die Frage: Welche Welt ist denn nun die bessere – die, in der wir leben, oder die andere? Viele Geschichten endeten zwar damit, dass es zu Hause immer noch am schönsten ist, doch so manches Mal schnitt die eigene Welt im Vergleich nicht unbedingt besser ab, und manchmal braucht es nicht viel, um das Leben in einer anderen Welt für diejenigen, die dort leben, ein bisschen angenehmer zu machen.

Nur wenige träumten sich hinweg in eine andere Welt, was in der Kategorie 13-17 Jahre schon ganz anders aussah. Hier überwogen die epigonal anmutenden Science-Fiction-Szenarien, umso stärker leuchteten dann die Storys auf, die sich davon abhoben: ein Junge stürzt sich gegen den Willen der Eltern in eine Karriere als Gitarrist, ein anderer, der im Rollstuhl sitzt, träumt von einer Fußballkarriere, in einem Comic wird der Exportartikel «Freiheit» gegen Öl eingetauscht und Umweltkatastrophen werden heraufbeschworen.

In der dritten Kategorie, ab 18 Jahren also, hätten die Welten nicht variantenreicher ausfallen können, so dass die Nominierung schwerfiel. In einem Comic spielte ein Haarföhn die Hauptrolle, in einem anderen ein Flüchtling, der sich endlich emanzipiert und lustvoll seiner Opferrolle entledigt. In einem aufwendig hergestellten, comicartigen Scherenschnitt wurde die Schweizer mit der arabischen Welt verglichen – um nur einige Beispiele zu nennen, die mir neben vielen anderen in Erinnerung geblieben sind.

Gerade in der dritten Kategorie schlägt sich die Internationalität der Wettbewerbsteilnehmer nieder. Aus 58 Ländern wurden 997 Arbeiten eingereicht. Und dass Comic längst kein altersspezifisches Genre mehr ist, zeigen nicht zuletzt dieses Zahlen: Die jüngste Teilnehmerin war 4 Jahre alt, der älteste Teilnehmer 74.

Ausstellung der Sieger und Nominierten: Kunsthalle Luzern, 1.-9. April 2017, 10-20 Uhr.
Partner: Der Wettbewerbspartner Comundo zeigt seine Comic-Favoriten im Mai 2017 im Luzerner Romero-Haus.