Alle Artikel der Kategorie ‘Trouvailles

In der Rubrik Trouvailles informiere ich Sie in regelmäßigen Abständen über beachtenswerte Neuerscheinungen, neue Texte von Autoren oder überhaupt Berichtens- und Bedenkenswertes.

Birma – Vignetten

Flug nach Mandalay. Zwei Mönche mir gegenüber, im 4er-Sitz, praktisch. So könnte man ins Gespräch kommen, wären die Propeller nicht so laut und schickten einen vibrierenden Stoß nach dem anderen durch das Trommelfell, den Rücken hinab bis hinunter in die Zehen.Zwei Tage Yangoon liegen hinter uns. Der Schimmel an den Häuserwänden ist in den vergangenen […]

An einem Sonntag in Paris

Leer sind die Straßen, und wenn ich mich recht erinnere, war es auch früher so, wenn ich ausnahmsweise samstags für das Baguette eine Straße weiter gehen musste, weil die anderen Bäckereien geschlossen hatten. Aber ich muss mich anstrengen, will ich mich an diese Leere erinnern. Ist es die Erinnerung, die so mitten hinein trifft? Oder […]

Buenos Aires …

… unerwartet: Street Art. Man sieht sie nur, wenn man einen Abstand hat: Graffiti ergeben erst dann einen Sinn und keinen, wenn man direkt davor steht. Banale Einsicht, verblüffend hier und jetzt. … unerhört: Tango-Punk. Wenn Musik Krieg ist, eine Kriegseerklärung, Töne und Melodien übereinander herfallen, das Klavier Schüsse knallt, Schweinwerferkegel über die Bühne schweifen, […]

Provinzprosa

Ein Logbuch. Wozu notieren, was wie Eintagsfliegen neben Bundesstraßen und Autobahnen wuchert? Will man sich später wirklich daran erinnern? Immerhin: Kursbücher aus bestimmten Jahren sind gefragt, z.B. von 1913, das letzte Jahr des Friedens im alten Europa, 1946, als die Menschen aus den Ruinen krochen, so Klaus Schlögel in einem Essay über Kursbücher und Zivilisationsprotokolle. […]

Schuhe in Budapest am Fluss

Flucht

Ich kann, mag es mir nicht vorstellen. Da rast ein Mob durch die Straßen und jagt die jüdische Bevölkerung vor sich her, jagt sie womöglich johlend und tobend durch die Altstadtgassen Budapests, jagt sie bis hin zum Donauufer. Schaut womöglich zu und klatscht in die Hände, wie die Menschen in den Fluss springen und ertrinken. […]

Schreiben per Zufall?

„Stricken ohne Wolle geht nicht.“ Das Gerücht, wonach das Schreiben einfach so aus einem herausfließe und der Zufall nachhelfe, wenn man nur offen dafür sei, hält sich hartnäckig. Dass Kreativität aber nicht von nichts kommt, erläutert der Neuropsychologe Lutz Jäncke. Und weitere Beispiele zeigen den Zusammenhang zwischen Schreiben und dem faszinierenden Prinzip Serendipität in meinem […]

Sounds of Hong Kong 1-5

„I have never seen myself from the outside.“ 一 Nächtlicher Klangteppich Vermeintlich Bekanntes, alles schon einmal gesehen, wenn auch schon lange nicht mehr – seit zwölf Jahren, um genau zu sein. Gesehen wohl, aber genau gehört? Und nicht das Gefühl gehabt, als wäre es schon hundertmal gehört? Sanfte Wellen, die hier wie dort leise plätschernd […]

Dalyan – Iztuzu Beach

Klock, klock, immer wenn ein Ball auf ein Holzbrett trifft, auf der einen Seite schlägt ein Mann, auf der anderen eine Frau, dumpf und doch hörbar trotz des scharfen Windes, der den Sand vor sich her treibt, dass man selbst mit einer Sonnenbrille auf der Nase sich Sandkörner aus den Augen reiben muss. Und nur […]

Lachkratzer

Eine Landesgartenschau zwischen Himmel und Erde Wo einst eine vielspurige Bundesstraße toste, den man in einem dunkel-muffigen Fußgängertunnel unterquerte, brandet nun der knöcheltiefe, höhergelegte Josefsbach – weil sein schluchtartiger Charakter moniert wurde –, in die Rems, die mit Strandkörben Meeresrauschen suggeriert. Einen Verkehrsknotenpunkt rund um den Bahnhof so umzubauen, dass er nicht mehr wiederzuerkennen ist, […]

Ein Hafenkran ohne Hafen

Albern. Vermessen gar? Zwischen Größenwahn und Kleinverzweiflung. Der fehlenden freien Sicht aufs Mittelmeer wegen aufgestellt. Einem Hamburger Besucher wäre der grüne Rosthaufen nicht einmal aufgefallen, hätte man ihn nicht auf die Kunstaktion aufmerksam gemacht und ihm von den städtischen Querelen erzählt. Er bedachte ihn mit einem schnöden Schulterzucken. Und wo der Hafen denn bitteschön sei. […]