Klock, klock, immer wenn ein Ball auf ein Holzbrett trifft, auf der einen Seite schlägt ein Mann, auf der anderen eine Frau, dumpf und doch hörbar trotz des scharfen Windes, der den Sand vor sich her treibt, dass man selbst mit einer Sonnenbrille auf der Nase sich Sandkörner aus den Augen reiben muss. Und nur blinzelnd dem Meer zuschauen kann, wie es die Wellen aufpeitscht, den Strandgängern, die schlendern, marschieren, rennen.
Fest presst sich das geblümte Baumwollkleid an die Oberschenkel des Mädchens, das sich gegen den Wind stemmt, mit der einen Hand ihren geflochtenen Hut festhält. Wenige Minuten später tippelt dasselbe Mädchen einem jungen Mann hinterher in halblangen, schwarzweiß gesprenkelten Bermudas, der gar nicht mal so rasch ausschreitet, und dennoch gelingt es dem Mädchen nicht, ihn einzuholen, sie spricht mit ihm, er wendet den Kopf nicht, sie redet auf ihn ein, hört sie ihn, hört er sie?
Kaum aus dem Blickfeld verschwunden, taucht ein stolzer, blonder Hüne auf mit fünf ebenso blonden Kindern, die um ihn herumtollen wie Welpen und an einer Schnur entlang gehen, die den Sandstreifen abgrenzt, dort wo Schildkröten ihre Eier vergraben. Über die Nester werden nach oben hin spitz zulaufende Drahtkäfige gestellt. Hier darf man nicht buddeln und sich nicht hinlegen. Fast alle halten sich daran, auch wenn das Seil am Boden im Laufe des Tages ob der vielen Strandspaziergänger immer wieder seinen Lauf ändert.
Ein Geschwisterpaar, in langärmligen T-Shirts der Sonne wegen, wird ständig ermahnt „Quelle est le problème?“, wo doch keines zu sein scheint. Oder doch? Vielleicht wird das Mädchen beim Ballspiel ständig vom Großvater – oder ist der Vater? – ignoriert, weil der sich lieber mit dem Jungen abgibt? Das Mädchen zickt und schlägt um sich, dass Wasser hoch aufspritzt, von dem kleinen und großen Mann wird sie darum umso mehr weniger beachtet.
Eine junge Frau mit rotem knappem Bikini und goldgelbem chinesischem Sonnenschirm hält Ausschau nach einem Platz für ihre fünfköpfige Familie; der Mann zieht einen langen Schirm aus einer noch längeren Tasche, rammt diesen in den sandigen Boden, befestigt ihn mit Seilen … Doch nach Stunden vergeblichen Kampfes gegen den Wind geben sie auf und ziehen weiter, zum anderen Ende des Strandes, eine Stunde Fußmarsch entfernt. „Ege, Ege!“ schreit eine Mutter hinaus aufs Meer, aber keiner dreht sich nach ihr um, der Wind verschluckt jede Silbe. Klock, klock macht es wieder, und wieder beißen Sandkörner im Gesicht.
Den Wind spüren, den Sand zwischen den Zehen, unter den Sohlen, die immer wieder leicht einsinken. Sinnfreies, absichtsloses heißes Dasein am Strand. Doch wie lange noch? Die Behörden haben dem Bau eines Krankenhauses für Schildkröten zugestimmt und damit womöglich weiteren, noch größeren Vorhaben den Weg gebahnt. Die einheimische Bevölkerung organisiert Petitionen. Schon einmal hatte man sich u.a. mit Unterstützung der internationalen Gemeinschaft erfolgreich gewehrt gegen den Bau eines Hotelkomplexes direkt am Strand. Wie wird die Geschichte dieses Mal ausgehen?
Tipps: Zum Iztuzu Beach kann man auf vielerlei Weise gelangen.
1. Mit dem Boot von Dalyan aus zum Strand. Geht man zu Fuß am Strand entlang, ca. eine Stunde, kann man vom anderen Ende mit dem Dolmus wieder zurück nach Dalyan gelangen. Eine schöne Rundreise.
2. Man leiht sich in Dalyan ein Mountainbike und fährt ca. eine Stunde zum Strand. Beschrieben ist diese Tour hier.