Hongkong Filmreihe

Kuratiert von Alice Grünfelder, Start Februar 2015.

Rainer Handy 736

Hong Kong: kulturelle Wüste oder faszinierend-schillernde Metropole? Jedenfalls ist die Stadt bekannt für ihre Filmindustrie und hat durchaus mehr zu bieten als Kungfu- und Triaden-Thriller. Diese Filme aber über und aus Hongkong zeigen, was die Menschen vor Ort bewegt(e). Sie lassen sich – wie die jüngsten Demonstrationen zeigen – nicht mehr länger von Peking steuern und suchen eigene Wege zwischen Kommerz und Anpassung auf der einen und selbstbestimmter Identität auf der anderen Seite.

20.2.2015: „Made in Hong Kong“, Luc Schaedler (1997)

Der Schweizer Regisseur Luc Schaedler befragt sechs Bewohner in Hongkong und verschmilzt deren Lebensgeschichten mit essayistischen Stadtbildern zu einem vielfältigen Porträt der Megapolis. Die Probleme, die sich der Hafenstadt stellen, lassen sich schon 1997 erahnen: die geografische Enge, die architektonische Konzeptlosigkeit, die explodierende Wirtschaft und die politische Ungewissheit nach der Übergabe der britischen Kronkolonie an China.

Im Anschluss an die Filmvorführung spricht Alice Grünfelder mit Luc Schaedler (bekannt geworden mit „Angry Monk“ und „Watermarks“) über seinen ersten Dokumentarfilm und was seither geschah.

20.3.2015: „Tao Jie – Simple Life”, Ann Hui (2011), dt. UT

In Hongkong arbeiten fast 300.000 Haushaltshilfen, die meisten von ihnen Ausländerinnen, und laut einer gesetzlichen Regelung müssen diese bei ihren Arbeitgebern wohnen. Viele Dienstmädchen sind gleichzeitig auch Kindermädchen und verbringen häufig mehr Zeit mit den Kindern als deren Eltern. Die Hongkonger Regisseurin Ann Hui erzählt von einer solchen Angestellten, Ah Tao, die über 60 Jahre als Haushaltshilfe arbeitete und drei Generationen aufwachsen sah. Nun ist sie alt und krank. Der einzige, noch in Hongkong lebende Spross der Familie, der sich um das einstige Kindermädchen kümmert, obwohl er als Filmemacher viel beschäftigt ist, macht mit einem alten Kumpel einen fragwürdigen Deal, um Ah Tao in dessen Altenheim unterzubringen.

7.5.2015: „Chungking Express“, Wong Kar-Wai (1994), dt. UT

Mitten in Hongkong steht das Chungking-Gebäude: ein riesiger Geschäfts- und Wohnkomplex mit Bars und Supermärkten. Und eigentlich sind es gleich zwei Geschichten, die rund um die Imbissbude „Midnight Express“ erzählt werden. Da ist der Polizist #223, der von seiner Freundin am 1.April verlassen wird, weshalb er den ganzen April hindurch jeden Tag eine Dose Ananas mit dem Verfallsdatum 1. Mai kauft. So lange will er ihr Zeit geben, damit sie vielleicht doch noch zu ihm zurückkehrt. Auch in der zweiten Geschichte wird ein Polizist von seiner Freundin verlassen. Er verliebt sich in die Imbissverkäuferin, die fortan heimlich in seine Wohnung schleicht und dort aufräumt. Mit „Chungking Express” gelang dem Kultregisseur Wong Kar-Wai der internationale Durchbruch, und spätestens mit „In the Mood for Love“ wurde er weltweit bekannt.

Ort: Tibet Songtsen Haus, Zürich

Zeit: jeweils 19.30 Uhr

Eindrücke von Hongkongs Klängen und Tönen können Sie hier nachlesen.