Dongxuan – Vietnam in Berlin

HalleRing-Center, Landsberger Allee, dann noch eine halbe Stadt weiter in Richtung Osten, ein russischer Supermarkt mit aufgesprayten orthodoxen Kirchen, Wohnblockriegel, austausch- und verwechselbar, wären da nicht die mal verblasst gelben, dann verblichenen blauen Ballons, dann, nach der Vulkanstraße links, deren Namen zum Plattenallerlei passt wie die Faust aufs Auge, gelbrotfarbener Metallbogen über regenpfütziger Toreinfahrt: Dong Xue Center. Und links und rechts Tafeln, die werben für eine vietnamesische Fahrschule, für den letzten Schrei des Nail-Design, für Mode aus New York. Deutsch wird hier reduziert auf notwendigste ökonomische Floskeln von Seiten der Käufer sowie der Verkäufer: Wie viel kostet? Teuer! Billiger! Ich kein verdien. Eindringlich, bestimmt, aber nicht laut. Händler und Käufer aller Länder vereinigt Euch – hier!

Triste langgraue Schläuche durchschneiden die langen Hallen, links und rechts finden sich in schlundbäuchigen Läden Waren, die in ihrer Überflüssigkeit kaum zu übertreffen, doch gerade deshalb umso reizvoller sind. Gläserne hellblaue Delphine über grauem Sockel, Plastikspielzeug, das garantiert keine Öko-Zertifizierung erhält, dafür laut schriekt und blinkt, dass es eine Freude ist, auch der bunte Buddha lacht dazu, Plastikschmuck, unmodische Mode, Manicure und Pedicure oder neudeutsch doch besser Nail-Studios, chinesische Lebensmittelläden, haufenweise vietnamesische Nudelsuppen, Klobrillen, die anfangen zu singen, sobald man sich draufsetzt, rosige Grußkarten, Galaschen aus Leder, schmale Frisörläden, in denen sich europäische Gesichter massieren und vietnamesische Köpfe frisieren lassen, Zettel an den Wänden, auf denen etwas angepriesen oder gesucht wird – überwältigend öde und verzweifelt gedämpft ist diese Welt östlich der Mitte.

PlakateGesprochen wird in verschiedenen Sprachen und immer nur leise. Berliner zwängen sich hauptsächlich zwischen Lebensmitteln, ratlos, diese Büchse und jenes Glas gegen das Licht haltend, um zu erraten, was wohl darin sein mag. Unaufdringliche Verkäufer, in Stapel mit Listen vertieft, schauen mit unbeteiligtem Blick auf die meterlangen Regale vor sich. Leer und weit, wie der Parkplatz vor den sechs Hallen, der im Schneematsch versinkt.